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Von Urwäldern und Urzeittieren. Andreas Kielings Thüringen.

Sein Zuhause: die Natur. Seine Heimat: Thüringen.

Grizzlys in Alaska, Walhaie vor Australiens Küste oder Elefanten in Afrika –Andreas Kieling hat die ganze Welt bereist und dabei beeindruckende Begegnungen mit seltenen Tieren gehabt. Doch den preisgekrönten Tier- und Naturfilmer zieht es nicht nur immer wieder in die Ferne. Genauso gern streift er durch seine Thüringer Heimat. Denn auch hier gibt es für den gebürtigen Gothaer jede Menge zu entdecken. Zum Beispiel einen Urwald, ein barockes Universum und ein 290 Millionen Jahre altes „Liebespaar“, das es so nur einmal auf der Welt gibt.

Andreas Kieling entdeckt Spuren auf dem Waldboden.

Mehr als ein großer Wald. Ein großes Erbe.

Man kann um die halbe Welt reisen, um einen Urwald zu sehen. Oder einfach nach Thüringen fahren. Denn im Dreieck zwischen Eisenach, Mühlhausen und Bad Langensalza erstreckt sich über eine Fläche von 16.000 Hektar Deutschlands größter Laubwald: der Hainich. Rund 7.500 Hektar davon stehen als UNESCO Weltnaturerbe unter besonderem Schutz. Perfekt für die rund 10.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, die in dem ursprünglichen Buchenwald heimisch sind. Diese Artenvielfalt sorgt für ein ganz besonderes Naturerlebnis, das auch Andreas Kieling immer wieder in seinen Bann zieht.

Andreas Kieling mit Kamera im Hainich.
Wegweiser zum Baumkronenpfad im Hainich.
Andreas Kieling mit Kamera auf der Schulter.

44 Meter Höhe,
16.000 Hektar Weite.

Einen Waldspaziergang der etwas anderen Art erlebt man auf Deutschlands höchstem Baumkronenpfad. In bis zu 44 Meter Höhe schlängelt er sich über eine Länge von 540 Metern durch das Laubdach des Hainichs. Von hier kann man den Blick über die mächtigen Baumriesen schweifen lassen und dabei ein ganz intensives Walderlebnis genießen. Der Gesang der Vögel ist näher, die Luft ein wenig frischer und das Laub etwas zarter. Auch Andreas Kieling ist begeistert von den ganz besonderen Perspektiven, die sich von hier oben bieten und stattet dem Baumkronenpfad immer wieder gern einen Besuch ab, wenn er im Hainich ist.

Sonnenstrahlen bricht durch Baumstämme.

Die geheime Sprache der Bäume.

Können Bäume miteinander kommunizieren? Aber natürlich. Wie sie das tun, erfährt man in der Wurzelhöhle. Sie ist Teil des Nationalparkzentrums Hainich und liefert vor allem Kindern spannende Einblicke in die faszinierende Welt der Bäume. Aber auch die Eltern dürften noch das eine oder andere dazu lernen. Neben der Wurzelhöhle bietet das Zentrum viele weitere Highlights rund um das UNESCO Weltnaturerbe, das multimedial erlebbar wird. Filme, große Schautafeln, Erlebnisstationen und interaktive Mitmachelemente zeigen, was den Hainich so besonders macht.

Einen Besuch sind auch stets die Sonderausstellungen wert, für die im Nationalparkzentrum ein eigener Raum zur Verfügung steht. Hier werden zum Beispiel die Werke regionaler Künstler präsentiert und preisgekrönte Naturfotografien gezeigt. Wer den Hainich in seiner ganzen Vielfalt entdecken will, sollte also unbedingt auch im Nationalparkzentrum vorbei schauen.

Auf die Wand geschriebener Text: „Entdecke die Geheimnisse der Wurzelhöhle.“
Andreas Kieling vor Schloss Friedenstein

Schloss Friedenstein.
Ein beeindruckendes Barockschloss.

Mehr als eine eigene Welt. Ein eigenes Universum.

Vier Museen, spektakuläre Park- und Gartenanlagen, ein eigenes Theater und eine umfassende Forschungsbibliothek – das Schloss Friedenstein in Gotha ist ganz offensichtlich mehr, als ein gewöhnliches Barockschloss. Es ist ein barockes Universum, das seine Besucher zurück bis ins 17. Jahrhundert entführt. Hier erfährt man, wie die Herzöge gelebt haben und bekommt einen Eindruck davon, wie Kunst und Kultur begeistert die Regenten waren. Etwa bei einem Besuch der Kunstsammlung. Sie genießt einen international hervorragenden Ruf und umfasst Exponate aus aller Welt und aus allen Epochen.

Blick auf Herzogliches Museum Gotha.
Prunkvoller Raum mit Ahnengalerie

Theater wie vor über 300 Jahren? Auch das kann man in Schloss Friedenstein erleben. Mit dem Ekhof-Theater. Es ist das älteste, noch mit originaler Bühnentechnik bespielte Barocktheater der Welt und lädt jährlich zum Ekhof-Festival ins Barockuniversum ein.

Sehr einladend wirkte Schloss Friedenstein auch schon auf Queen Victoria. Und das nicht nur, weil das Schloss der Familie ihres Ehemanns Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha gehörte. Schloss Friedenstein ist aber auch für Naturfreunde wie Andreas Kieling immer ein lohnendes Ziel. Zumindest, seit das Museum der Natur hier seine Heimat gefunden hat.

Lichtdurchfluteter Festsaal im Schloss Freidenstein

Die Hauptstadt des Adels.

Was haben Queen Elisabeth II., König Carl Gustaf von Schweden und König Philipp von Belgien mit Gotha zu tun? Ihre familiären Wurzeln sind eng mit dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha verbunden, das einst hier residierte. Die Herzöge des Hauses verstanden es, durch eine geschickte Heiratspolitik großen Einfluss auf den europäischen Adel zu nehmen. Und so lassen sich heute zu fast allen bedeutenden Herrschaftshäusern familiäre Verbindungen ziehen. Wie weit das aus Gotha stammende Geschlecht im europäischen Adel verzweigt ist, zeigt eine aufwendige Ahnentafel im Schloss Friedenstein, dem Residenzschloss des Stammvaters Herzog Ernst I.

Prunkvoller Raum mit Ahnengalerie

Zwei faszinierende Orte. Eine große Leidenschaft.

Es ist einer von zwei Orten, die bei Andreas Kieling die Leidenschaft für die Natur geweckt haben: das Museum der Natur Gotha. Schon als Grundschüler besuchte er die Ausstellung regelmäßig und ließ sich von den aufwendigen Dioramen begeistern, die sowohl heimische wie exotische Tierpräparate zeigen. Damals war die Ausstellung im heutigen Herzoglichen Museum Gotha untergebracht. 2010 zog das Museum dann in den Westturm des Schloss Friedenstein um. Aktuell werden die Ausstellungsräume saniert, wodurch derzeit nur ein Teil der Sammlung zu besichtigen ist. Im Laufe des Jahres 2021 sollen die Arbeiten abgeschlossen werden  und die Ausstellung wieder in voller Pracht zu sehen sein. 

Der zweite prägende Ort für Andreas Kielings Leidenschaft ist der Steinbruch am Großen Seeberg nahe Gotha. Hier fand er sein erstes Fossil, ein Ammonshorn. Ein Fund, mit dem er seinen Heimatkundelehrer nachhaltig beeindrucken konnte. Noch heute macht sich Andreas Kieling hin und wieder auf den Weg hierher, um im Sandstein nach Relikten aus Ur-Zeiten zu suchen. Denn für Hobby-Paläontologen wie ihn ist der Große Seeberg ein echtes El Dorado.

Ausstellungsstücke „Tiere im Turm“
Andreas Kieling in der Ausstellung „Tiere im Turm“.
Andreas Kieling untersucht Sandgestein
Das erste Fossil, dass Andreas Kielingselbst gefunden hat.
Andreas Kieling

Andreas Kieling

Raus in die Natur und die ganze Welt bereisen. Davon hat Andreas Kieling schon früh geträumt. Und vielleicht war das die Motivation für den gebürtigen Gothaer, 1976 in den Westen zu fliehen. Die neugewonnene Freiheit nutzte er, um zunächst als Seemann, später als Forstbeamter fremde Länder kennenzulernen. 1991 begann seine Karriere als Tier- und Naturfilmer, die 2008 mit dem Gewinn des Panda Awards einen internationalen Höhepunkt erlebte. Aber auch wenn ihn noch immer das Fernweh in die entlegensten Ecken der Welt zieht, freut er sich auf regelmäßige Besuche in seiner Heimat: Thüringen.

Dr. Tom Hüber

Dr. Tom Hübner

Dr. Tom Hübner hat im wahrsten Sinne des Wortes einen Knochenjob. Denn als Paläontologe ist er stets auf der Suche nach den Überresten lang vergangener Zeiten. Die Leidenschaft hat er bereits früh entwickelt und war schon als Jugendlicher von den Skeletten ausgestorbener Tiere fasziniert. Heute leitet er die paläontologische Ausstellung der Stiftung Schloss Friedenstein. Für ihn ein Traumjob. Vor allem wenn er draußen nach neuen, bzw. ur-alten Ausstellungsstücken suchen kann.

Andreas Kieling hört Dr. Tom Hübner zu.

290 Millionen Jahre Thüringen.

Ein Interview mit Dr. Tom Hübner.

Einer der größten Schätze im Museum der Natur ist die paläontologische Sammlung mit Fundstücken aus der Ausgrabungsstätte Bromacker im thüringischen Tambach-Dietharz. Verantwortlich dafür ist Dr. Tom Hübner, der hier nicht nur einzigartige Exponate gefunden hat, sondern auch ein echtes Paläontologen-Paradies, wie er uns und Andreas Kieling bei einem Ausflug zum Steinbruch am Großen Seeberg verraten hat.

Was lieben Sie am Beruf des Paläontologen?

Dr. Hübner: Schon lange haben mich Skelette ausgestorbener Tiere fasziniert. Und als Paläontologe kann ich mich hautnah damit beschäftigen. Außerdem liebe ich es draußen zu sein und nach Fossilien zu suchen.

Und warum sind Gotha und Thüringen für Sie der perfekte Arbeitsplatz?

Dr. Hübner:

Als Paläontologe bieten mir Stadt und Land vielfältige Möglichkeiten. Es gibt zum Beispiel herausragende Ausgrabungsstätten, in denen ich selbst forschen und nach Fundstücken suchen kann. Etwa den Bromacker bei Tambach-Dietharz. Außerdem kann ich für das Museum der Natur meine eigenen Ausstellungen zusammenstellen. Also ein echtes Paradies für mich.

Haben Sie ein Lieblingsstück unter all den Fossilien?

Dr. Hübner: Aber ja. Das Tambacher Liebespaar. Ein wirklich seltener, vielleicht sogar einzigartiger Fund.

Was macht den Fund so besonders?

Dr. Hübner: Normalerweise findet man mal einen Zahn, einen einzelnen Knochen oder mit viel Glück einen kleinen Teil eines Skeletts. Aber beim Tambacher Liebespaar sind es die komplett erhaltenen Skelette zweier ans Landleben angepasster Amphibien, die gemeinsam versteinerten. Zudem beweist der Fund, dass Europa und Nordamerika einst Teil der gleichen Landmassen waren. Denn zuvor waren ähnliche Funde nur aus den heutigen USA und Kanada bekannt.

Und wie kam der Fund zu seinem Namen?

Dr. Hübner:

Der Fund wurde nach dem „Gothaer Liebespaar“ benannt. Ein berühmtes Gemälde, dass gleich hier in der Nähe im Herzoglichen Museum Gotha hängt und mit vielen anderen Kunstwerken Teil einer wirklich faszinierenden Sammlung ist.

Also kommen in Gotha Naturfreunde und Kunstfreunde voll auf ihre Kosten?

Dr. Hübner: Absolut.

Der Fund wurde nach dem 'Gothaer Liebespaar' benannt. Ein berühmtes Gemälde, dass gleich hier in der Nähe im Herzoglichen Museum Gotha hängt und mit vielen anderen Kunstwerken Teil einer wirklich faszinierenden Sammlung ist.

Fossil „Tambacher Liebespaar“

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Ich bin immer wieder beeindruckt, wie schön es hier ist und wie viel Energie mir die Stadt gibt.

10 starke Persönlichkeiten. 1 starkes Team.